Die Glashütte in Kruckel

 


Ansicht um 1900


Neben dem Kraftwerk, der Zeche, dem Bahnhof und Klein Berlin gab es in Kruckel noch eine weitgehend unbekannte Besonderheit: Die Glashütte Hoffmann. In Kruckel wurde Glas geblasen!
Vielen alteingesessenen Bewohnern von Kruckel ist die Glashütte mindestens als Name noch bekannt. Die dort ansässigen Glasbläser stellten Hohlgläser her, eine damals sehr schwierige und harte Arbeit.
Aus einem Gemisch aus Sand, Soda und Kalk entstand Glas. Aus dem Schmelzofen, dem Hafen, wurde mit einem Eisenrohr, der „Pfeife“, die dickflüssige Masse, das Glas, entnommen. Durch starkes Blasen durch die Pfeife wurde der am anderen Ende befindliche Glasklumpen in Form gebracht.
Ständiges Drehen und Schwenken verbesserte die Leistung und die zu erwartende Form, bis dann die Hohlgläser entstanden.
Mit zwei, drei Zeilen ist aber diese Arbeit nicht zu beschreiben. Ein Glasbläser brauchte jahrelange Erfahrung und Ausbildung.

Vorhandene Baupläne im Dortmunder Stadtarchiv belegen den Beginn der Glashütte im Jahr 1856 durch die Familie Becher, einer Glasmacher-Familie aus dem Lippischen, welche hier dank der Kohle ihre Hütte aufbauten. Der genaue weitere Verlauf ist nicht mehr zu verfolgen.
Der Landwirt Hermann Dress zu Brunnebecke, Gemeinde Rüdinghausen, stellte am 17. Juli 1856 einen Antrag auf eine Konzession für eine Schank- und Gastwirtschaft. Der damalige Amtmann weist das Gesuch zurück, bis durch die neu angelegte Glashütte öffentliche Bedürfnis erfüllt sei.
Aus einer Urkunde geht das wahrscheinliche Entstehungsdatum der Glashütte hervor.

Zukunft ?
Überlegungen im Jahre 2008 dort eine Freizeitstätte bzw. ein Jugendzentrum zu gründen, scheitert an den Kosten.

Im Jahre 2011 dann das endgültige Aus für unseren Bahnhof: In der Nacht vom 20./21.11.2011 wird das Empfangsgebäude des früheren Bhf. Do-Kruckel wegen Einsturzgefahr komplett abgebrochen. Die Abrissbagger machten das Gebäude dem Erdboden gleich.

 

Zitat aus dem Schreiben an das Landratsamt von Landwirt Drees zur Erteilung einer Konzession:

"Hombruch im Juni 1857
Gesuch zur Erteilung einer Conzession zur Gastwirtschaft in Hombruch.
Einem Königlichen Hochwohllöblichen Landraths-Amt zu Dortmund, richte ich das ergebene Gesuch mir die Conzession zum Betriebe einer Gastwirtschaft zu erteilen. Ich habe dem im vorigen Jahr begonnen Neubau eines geräumigen Hauses vollendet. Die günstige Lage desselben und zwar durch die Nähe der bedeutenden Kohlezechen, Coaks Brennereien Eisengießereien und der neu zu etablierten Glashütte, ziehen eine Masse fremder Arbeiter nach hiesiger Gegend [...]"

Also ist die Glashütte in der Zwischenzeit entstanden, wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 1857. Zwei Schreiben des Glashütten-Besitzers Becker aus der ersten Jahreshälfte 1857 weisen darauf hin. In diesen gibt er an, dass mit Angehörigen 100 Köpfe bei ihm beschäftig seien. Zu der damaligen Zeit bestand ein Haushalt aus 5-6 Personen, so dass ca. 21 Glasmacher bei Becker beschäftigt waren.
Die Dortmunder Geschwister Hoffmann gründeten diese Hütte dann 1894 neu.
In Dortmund gab es zu dieser Zeit eine Fa. Hoffmann und Kessel, welche Porzellan und Glasartikel herstellte. Die Fa. stand in der Reinoldi-Str. 4. Bekannt ist, dass sich die Fa. Hoffmann und Kessel teilte. Ob die Glashütte in Kruckel von diesem „Hoffmann“ übernommen wurde, ist nicht zu ermitteln, da alle diesbezüglichen Unterlagen im Krieg vernichtet wurden.
Aus den erhaltenen Unterlagen geht hervor, dass die Gebrüder Hoffmann die Anlagen übernahmen und eine Veränderung der bestehenden Hallen durchführten. In der 24 Meter langen und 13 Meter breiten Halle standen 3 Schmelzöfen (Hafenöfen) und ein großer Ofen. Der bestehende Komplex wurde durch Schleiferei, Maschinenhalle und Lagerraum ergänzt. In dem Wohnhaus war auch das Kontor der Firma untergebracht.
Die Gebrüder Hoffmann betrieben die Glashütte bis 1932. 1940 kaufte Josef Müller aus Großholthausen das Anwesen und erstellte nach weiteren baulichen Veränderungen eine Fabrik für Bäckereimaschinen.