Der Bauernhof Deilmann in Dortmund-Kruckel



Deilmann in Dortmund


Ablauf einer Recherche, zusammengestellt von Tilo Cramm

1. Der Bauernhof Deilmann in Dortmund-Kruckel
Die Hombrucher Arbeitsgruppe Gerhard Brune/Tilo Cramm/Helmut Kaufung erstellt zur Zeit QR-Code-Texte und Bilder für fünf Infotafeln am Rad- und Wanderweg „Rheinischer Esel“.
Bei den Recherchen für die Tafel Kruckel zum alten Dorfkern ergab sich, dass nach Wilhelm Hücker: „Die Entwicklung der ländlichen Siedlung zwischen Hellweg und Ardey“, 1939) das Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486 vier Bauernhöfe und einen Kotten aufzählte.
Die jährliche Steuerlast der Höfe in Gulden (=Talern) war nach ihrer Größe wie folgt eingeschätzt:

Thyes opper Deyle (Deilmann) 4 Gulden

Kruyckelman (Kruckelmann) 4 Gulden

Sulderbeick (Söllerbeck) 5 Gulden

Hilbrant/zur Boven (Bovermann) 3 Gulden

Lyftuchter/Leimkouler (Nätter) 2 Gulden (Leibzüchter oder Altenteiler)


Abb. 1: Lage der Kruckeler Höfe 1827 (Hücker S. 26) Der Name Deilmann rührt wohl von der tieferen Hoflage in Richtung zu einem Zufluss des Grotenbachs her. (Deyle = Delle - Tal).

Einer der Höfe hieß Thyes opper Deyle (Deilmann). Da im Ruhrbergbau der Name Carl Deilmann sehr bekannt ist, wurde die Frage aufgeworfen, ob der Kruckeler Hof der Namensgeber war. Aus dem Hücker konnten folgende geschichtlichen Daten über den Hof Deilmann entnommen werden: 1486 Thyes (oder Ties = Matthias) opper Deyle (Schatzbuch der Gr. Mark) 1513 Herman up der Deyle (Einkünfteverzeichnis der Rentei Hörde) 1563 Tele Deilmans war Zeuge bei einer Eheberedung 1567 Einbürgerung eines Arent Deylman van Kruckell als Bürger von Dortmund, weil er sich dort verheiratete (nichterbberechtigter Sohn?) 1585 Ein Deilman wurde in der Markenordnung der Großholthauser Mark erwähnt (wie auch 1830 bei der Teilung) 1619 Dietherich Deilman (50 Jahre, auf dem Kruckeler Hof geboren) ist Zeuge beim Erbschaftstreit auf dem Hermannshof (Gr. Holthausen) 1645 Gerd uf Deilman (Wohnstättenliste) Um die Mitte des 17. Jahrhunderts war Johan Deilman Pächter 1663 wurde Johan Deilmann, Sohn von Johan Deilman geboren, er starb nach 1721. Er heiratete 1692 Elsa Heuthaus Schulte-Marten Johan oder Henrich Deilmann, geboren um 1690 oder 1699, gestorben 1774, als der Hof an Elias Hemesath überging. 1705 Deilman (Wohnstättenliste) um 1736 wurde Johan Hermann Deilmann geboren, er starb 1769 als Junggeselle. 1750 B. Deilmann (Wohnstättenliste) 3.10.1772 wurde in Kruckel Johanna Catharina Friederica Deilmann geboren (stammt wohl von Johan oder Henrich Deilmann, Kirchenbuch Kirchhörde. 1774 wird der Kruckeler Hof Deilmann an den ehemaligen Hörder Elias Hemsath verpachtet, der sich nach dem Hof sofort Deilmann nannte (geboren 3/1737, gestorben 26.3.1793 in Kruckel, verheiratet am 12.11.1764 mit Marie Gerdruth Sasse (geboren 26.4.1733 oder 1743 in Hörde, gestorben 7.12.1809 in Kruckel). Die Hemsaths wohnten seit mind. 1764 bis 1774 in Löttringhausen als Einlieger auf dem Kotten Eckardt „Auf dem Blick“, der früher zum Hof Neuhoff gehörte. 12.7.1777 wurde in Kruckel Anna Maria Deilmann geboren, Vater unbekannt.


Abb. 2: Der Pachtbereich des Hofs Deilmann 1827 in Gelb. Das schwarze Rechteck im gelben Feld stellt die Hofgebäude dar. (nach Hücker, bearb. Tilo Cramm)

Es kam auch früher trotz der meist großen Kinderzahl vor, dass ein Bauernehepaar nur Mädchen bekam oder kinderlos blieb. Ein Bauer durfte nur ein Mann sein. Entweder heiratete ein nicht erbberechtigter Sohn eines anderen Bauern in den Hof ein oder die eigentumsvertretende Obrigkeit – hier der Hörder Amtmann – vergab den Hof beispielsweise einem fremden Bauernsohn oder sogar einem Kötter. Alle mussten den Namen des Hofes übernehmen. Der Hof war wichtiger als der fremde Name. Die Regierungen waren seit langem bestrebt, dieses Namensrecht aufzuheben. Das gelang in Deutschland erst mit der Einführung des Personenstandsgesetzes von 1875. Das bisherige Kirchenbuch wurde durch Personenstandsregister abgelöst. Der Adel wurde von der Neuregelung verschont und darf bis heute seinen Namen weitergeben.

2 Deilmann in Witten-Annen

Der Autor erinnerte sich an sein Foto der Grabstätte Deilmann auf dem alten Teil des heutigen Großholthauser/Kruckeler Friedhofs mit dem Symbol Schlägel und Eisen.


Abb. 4: Die Ruhestätte Familie Deilmann Annen, 2006. (Tilo Cramm)

Auf der rechten Seite des Grabmals stehen die Namen Wilhelm Deilmann geb. 27.4.1849, gest. 12.7.1915 Walter Deilmann geb. 22.3.1895, gest. 20.3.1928.

Auf der linken Seite des Grabmals steht der Name Elise Deilmann, geb. Holthaus geb. 3.10.1857, gest. 6.12.1923 Hücker führt für Annen keinen Hof Deilmann auf. Aber das Bergbausymbol war zu klären. Stadtarchiv Witten

Das Wort Annen auf dem Grabmal führte den Autor am 5 .7.2017 zusammen mit dem Annener Heimatforscher Hans-Jürgen Lewer zu Frau Dr. Kliner-Fruck, Stadtarchiv Witten. Hier gab es folgende Erkenntnisse: In Annen steht an der Unteren Rüdinghauser Str. 27 (heute Kreisstraße) das sog. Deilmann-Haus. Im Bestand des Stadtarchivs Witten liegt unter Standesamt Annen C 1915/Nr. 147 folgende Anzeige: Annen Nr. 147K Annen, am 12. Juli 1915 Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persölichkeit bekannt, der Kaufmann Ewald Deilmann, wohnhaft in Annen, Untere Rüdinghauserstraße Nr. 27 und zeigte an, dass der Rentner Wilhelm Julius Deilmann, 66 Jahre, 76 Tage alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Annen, Untere Rüdinghauserstraße Nr. 27, geboren zu Groß-Holthausen, Kreis Hörde, zuletzt verheiratet gewesen mit der zu Annen wohnenden Elise geborenen Holthaus, Sohn der zu Groß-Holthausen verstorbenen Eheleute: Landwirt Heinrich, Wilhelm Deilmann, und Katharina geborenen Pütter, zu Annen, Untere Rüdinghauserstraße Nr. 27, in der eigenen Wohnung am zwölften Juli des Jahres tausend neunhundert und fünfzehn 1915 nachmittags um ein Uhr verstorben sei. Der Anzeigende erklärte, von dem Sterbefall aus eigener Wissenschaft unterrichtet zu sein. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: Ewald Deilmann Der Standesbeamte in Vertretung: Schwalbenbach Festzuhalten ist, dass Wilhelm Julius Deilmann Sohn des Bauern auf Hof Deilmann in Kruckel war. Er wurde auf dem Deilmann-Hof in Kruckel geboren, das mit Großholt-hausen eine Bauerschaft bildete. Im Stadtarchiv Witten liegen zu Wilhelm Julius Deilmann kaufmännische Schriftstücke, die ausweisen, dass er nahe der Zeche Hamburg in Annen einen Handel mit Kohlen, Koks, Holz, Sprengstoff und Bergbaubedarf betrieben hat. Er belieferte auch die Zeche Nachtigall und erhielt später von der dortigen Ziegelei Dünkelberg Ziegelsteine.


Abb. 5: Ahnentafel der Annener Linie der Deilmanns des Hans-Reinhard Deilmann (StArchiv Witten)


Abb. 6: Das Deilmann-Haus in Annen 2018. (Tilo Cramm)

Friedhof Annen

Hans-Jürgen Lewer und der Autor besuchten anschließend auf dem Friedhof Annen die Grabanlage Deilmann, in der Nachkommen von Wilhelm Julius Deilmann liegen.


Abb. 7: Die Grabanlage Deilmann im obersten Teil des Annener Friedhofs 2017.(Tilo Cramm)

In der Mitte des Grabmals ist zu lesen: Wilhelm Deilmann + 25.10.1887 † 20.3.1945 Agatha Deilmann, geb. Hose + 15.3.1892 † 7.6.1965 Auf der linken Tafel steht: Martha Deilmann, geb. Storkebaum + 27.7.1890 † 6.12.1918 Rechte Tafel: Friedrich Hose + 14.10.1860 † 30.4.1942 Agathe Hose, geb. Jacobs + 6.12.1862 † 27.1.1950

Über Carl Deilmann liegen in Witten keine Unterlagen vor. Hans-Jürgen Lewer konnte auch beim Heimatverein Annen nichts finden. Aber hier bekam er Kontakt zur 94-jährigen Frau Ilse Deilmann, die früher im Annener Deilmann-Haus gewohnt hatte. Sie stellte dem Autor Unterlagen zur Verfügung, die zwar zu Deilmann wenige, aber zu den Hemsaths, die den Hof übernahmen, wesentliche Erkenntnisse brachten (dazu später).


3 Recherchen in Dortmunder Archiven

Stadtarchiv Dortmund In den Büchern von Kleine-Weischede zu Kirchhörde, in 3 Bänden Dortmunder Köpfe und im Buch der großen, alten Dortmunder Firmen keine Hinweise auf Carl Deilmann. Zeitungsausschnitte zu Carl Deilmann jun., Sohn des Firmengründers Carl Deilmann, brachten folgende Hinweise: RN vom 31.5.1963 zum Jubiläum 75 Jahre Fa. Deilmann: Der 22 Jahre alte Carl Deilmann, „der seine Jugend in Großholthausen verlebte“ …. Westdeutsches Tageblatt: 1888 gründete der 22-jährige Bergmann Carl Deilmann das Unternehmen. Weitere Ausschnitte: Der Sohn des Gründers, auch Carl genannt, starb im Alter von 90 Jahren, beigesetzt in Bentheim (geb. am 22.4.1894, gest. am 12.1.1985). Carl Deilmann jun. entstammt einer alten westfälischen Bergmannsfamilie. Studium in Tübingen und Berlin, 1922 Bergassessor, danach Geschäftsführer in väterlicher Firma, nach dem Tod des Vaters 1936 sein Nachfolger als Firmenchef. Wachsen der Firma mit hunderten Schachtteufungen weltweit, Ölprospektion vor allem in Norddeutschland, Verlegung des Firmensitzes von Kurl nach Bentheim (Kurler Betrieb blieb bestehen), 1954 Großes Verdienstkreuz der BRD, Verdienstmedaillen Niedersachsen, 1962 Dr.-Ing- e. H. Berlin, Pilot mit eigenem Flugzeug, Wohnsitz bei Lugano (Schweiz). Karsten Reckert gab dem Autor einen Hinweis auf die Domain www.cdeilmann.de, einer DEilmann-Firma Osterberg 8, 48455 Bad Bentheim. In der Domain ist eingehend die Firmengeschichte dargestellt, aber nichts vor der Gründung von 1888: 1888 Gründung in Dortmund 1913 Verlegung des Betriebs nach Courl, 1919 Verlegung der Verwaltung nach Kurl 1946 Verlegung der Verwaltung nach Bentheim

Westfälisches Wirtschaftsarchiv 25.9.2017 Festschrift Deilmann: 50 Jahre 1888-1938 Carl Deilmann sen. fasste im Frühjahr 1888 den Entschluss, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. Als Mann der Roten Erde, stammend aus Großholthausen bei Barop, kannte er von seinem Vater her die Bergarbeit und besonders auch den westfälischen Bergbau. Werkszeitschrift Deilmann Unser Betrieb Nr. 2, 1963 (WWA F 1579) Auf Seite 5: „Hier in Großholthausen, verlebte der Firmengründer Carl Deilmann seine Jugend.“

Festschrift Deilmann: 75 Jahre Carl Deilmann, Werkszeitschrift Unser Betrieb Nr. 3, Okt. 1963:

Festschrift Hundert Jahre Deilmann, 1988 <Bemerkungen des Autors> Carl Deilmann wurde 1866 in Marten/Westfalen <Geburtsort war Großholthausen lt. Kirchenbuch Kirchhörde siehe unten> als ältestes von zehn Kindern geboren. Sein Vater war selbständiger Schachtbauer, er starb 1888 mit 47 Jahren. Carl musste das Humanistische Gymnasium <heute Stadtgymnasium Dortmund> verlassen <Mit 22 Jahren hat man das Gymnasium normalerweise abgeschlossen und in obiger Festschrift steht indirekt, dass er schon Bergmann wohl im väterlichen Betrieb war> und mit seiner Mutter das väterliche Erbe weiterführen. Wegen Streitigkeiten in der Familie stieg er aus und gründete 1888 die Firma „Carl Deilmann, Bergbau-Unternehmung, Dortmund“. Er war mit der Tochter des Lück-Lemberger Brauereibesitzers Kramberg <Selma> befreundet, die er bald darauf heiratete. Der Schwiegervater unterstützte ihn mit einem Vorschuss beim Kauf von Maschinen. Er bekam glücklicherweise als ersten Auftrag das Teufen des Stüve-Schachtes am Piesberg bei Osnabrück <210 m Teufe>. Der Sitz der Firma war an der Märkischen Str. 43 <Arbeitnehmerfestschrift 1938 nennt den Königswall – wohl Irrtum>.


Abb. 9: Der Gründer Carl Deilmann ( )

Auszug aus der „Chronik 125 Jahre Deilmann“

Carl Hermann Deilmann, der Vater des Unternehmensgründers Carl Deilmann sen., wird 1841 geboren. Seine Vorfahren sind Bauern aus der Gegend von Essen <widerlegt durch Eintragung im Kirchenbuch Kirchhörde, siehe weiter unten>. Im frühen 19. Jahrhundert, als im Ruhrgebiet die Industrialisierung beginnt, macht sich Carl Hermann Deilmann als Schachtbauer im Bergbau selbstständig. Die Zeiten dafür sind gut, denn die Bergwerksunternehmen wachsen stark, nachdem das neue Berggesetz für Preußen 1865 die staatliche Aufsicht über den Bergbau beendet und damit freies Unternehmertum ermöglicht hat. Die Zechen wirtschaften nun auf eigenes Risiko und können mit ihren Kunden frei über Preise und Leistungen verhandeln. Schwierige Arbeiten wie das Abteufen von Schächten oder das Auffahren von Strecken unter Tage vergeben die Bergwerke immer häufiger an Spezialfirmen – heute würde man von Outsourcing sprechen. Von dieser Entwicklung profitiert auch Carl Hermann Deilmann. In welchem Jahr er sein Unternehmen gegründet hat, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Sein Firmensitz wird das in der Nähe von Dortmund gelegene Gut Groß-Holthausen, wo er mit seiner Frau und <seinen zehn> Kindern lebt < Das war der Deilmann-Kotten, den sein Bruder Hugo wohl später bewirtschaftete>. Als Carl Hermann Deilmann 1888 mit 47 Jahren unerwartet früh stirbt, muss sein ältester Sohn Carl Deilmann sen. vorzeitig <mit 22 Jahren?> das Gymnasium in Dortmund verlassen, um gemeinsam mit seiner Mutter den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Über die Frage, wem später die Leitung übertragen werden soll, entbrennt in der Familie bald ein Streit, der schließlich dazu führt, dass Carl Deilmann sen. noch im selben Jahr sein eigenes Unternehmen gründet. Der väterliche Betrieb wird von seinem Bruder Hugo übernommen, übersteht aber die wirtschaftlichen Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg nicht.

125 JAHRE C. DEILMANN | DIE GRÜNDERJAHRE | 1888 – 1918

»Stets bereit sein zu Veränderungen – mit dem ausgeprägten Willen, das eigene Geschick selbst zu gestalten«


Abb. 10: Briefkopf der Firma 1899. (125 JAHRE C. DEI LMANN)

1888 gründet der 22-jährige Carl Deilmann sen. die Carl Deilmann Bergbau-Unternehmung Dortmund. Mit vier Mitarbeitern übernimmt er im Auftrag von Bergwerksunternehmen schwierige Abteuf- und Untertagearbeiten. Dazu gehören Tiefbohren, Schachtbau, der Streckenvortrieb und das Abdichten gegen in den Schacht eindringendes Wasser. Allerdings ist die wirtschaftliche Situation des Ruhrbergbaus damals ungünstig, da der Bergbau unter den Folgen der großen Wirtschaftskrise von 1873 leidet, die zu einem Überangebot auf dem Kohlenmarkt und zum Zusammenbruch vieler kleiner Zechen geführt hat. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, bauen die Zechen Stellen ab, kürzen die Löhne und verlängern die Arbeitszeiten. Die Bergleute reagieren mit Streiks. Fast zwei Jahrzehnte dauert diese Krise. Angesichts dieser Situation ist der Wettbewerb unter den Bergbauspezialgesellschaften besonders hart. Überdies ist der Kapitalbedarf für den Bergbau extrem hoch. Carl Deilmann sen. benötigt für seine Arbeiten teure Spezialgeräte wie etwa Diamantbohrkronen, Schnellschlagbohrgeräte und mit Dampf oder Elektrizität betriebene Bohrmaschinen. »Der Effekt der Diamantbohrung« sei zwar »ein außerordentlicher«, klagt ein Bohrunternehmer, die Kosten dafür seien »aber auch ganz enorm«. <Zu dieser Zeit konnte der Gründer Carl Deilmann noch nicht auf die erwähnten modernen Geräte zugreifen> Deilmann gelingt die Finanzierung seiner Ausrüstung durch die Unterstützung seines späteren Schwiegervaters: Der Bergwerksdirektor und Brauereibesitzer Heinrich Kramberg <besaß die Sternbrauerei an der Märkischen Str. 141 (lt. Dortmunder Adressbuch von 1894)> gewährt ihm einen Vorschuss für den Kauf moderner Maschinen <einfacher Geräte!>. Carl Deilmann sen. geht also ein großes unternehmerisches Risiko ein. Seine Hoffnung, als Bergbauspezialist erfolgreich zu sein, ist aber dennoch begründet: Die Steinkohlenzechen müssen die hohen Investitionen durch eine möglichst schnelle Gewinnung der Kohle amortisieren. Schächte, Gesteinsstrecken und Bohrlöcher müssen deshalb rasch und zuverlässig fertig gestellt werden. Der deutsche Bohrunternehmer Anton Raky (1868–1943) beispielsweise entwickelt ein Schnellschlagbohrverfahren, mit dem er die Bohrleistung deutlich steigern kann. Seine Bohrgesellschaft wird so erfolgreich, dass er bis zu 500 Prozent Dividende ausschütten kann. Auch Deilmann macht sich rasch einen Namen als Tiefbauingenieur.

Abteufen: (Teufen, Niederbringen) Herstellung von senkrechten Hohlräumen (Schächte oder Bohrlöcher)von oben nach unten zur Erschließung von Lagerstätten. Strecke: Horizontal aufgefahrener Grubenbau ohne Öffnung an der Tagesoberfläche. Auffahren: Herstellung eines Grubenbaus durch manuelles oder maschinelles Lösen des Gesteins.

© C. DEILMANN, BAD BENTHEIM 2014

Heinrich Winkelmann schreibt in der Deutsche Biographie 1957 (2016): Carl Deilmanns Vorfahren waren Berg -, Land- und Forstleute. Vater Carl Hermann 1837-1886 (?), Steiger, später Schachtbauunternehmer in Dortmund. Mutter Berta, geb. Hertz (1842-1918), zehn Kinder, der älteste war der Firmengründer Carl Deilmann, geb. am 29.10.1866 in Marten <richtig in Großholthausen>, gest. am 21.3.1936 in Dortmund.

4 Unterlagen des Ernst Hemesoth gt. Köper


Die Frau des Hans Reinhard Deilmann (s. Abb. 5), Ilse Deilmann, übergab dem Autor Aufzeichnungen des Volksschullehrers Ernst Köper aus Langendreer, die sehr umfangreich über alte Dortmunder Familien und über den Hombrucher Alltag berichten. Leider sind Unterlagen über die Familie Deilmann verloren gegangen. Sehr nützlich war jedoch ein Heft „Chronik und Stammbaum der Familie Ernst Hemsath gt. Köper“ von 1933. Die Seiten 22 und 23 zeigen den Übergang des Deilmann-Hofes auf Hemsath und die Daten ihrer Kinder:



Abb.11: Hemesoth/Deilmann (Ernst Köper)

5 Hilfen des Hombrucher Geschichtsvereins - Aufstellung des Stammbaums

Der Autor stellte die von Frau Ilse Deilmann erhaltenen Unterlagen des Ernst Hemsath gt. Köper dem Genealogen Herrn Hans Tibbe, Vorsitzender des Geschichtsvereins Hombruch, zur Auswertung zur Verfügung. Herr Klaus Häger vom selben Verein hatte es anschließend übernommen, die umfangreichen Unterlagen zu digitalisieren. Weiterhin sortierte Herr Häger die vorkommenden Namen alphabetisch einschließlich der zugehörigen Daten. Herr Hans Tibbe sah dankenswerterweise mehrfach das Kirchenbuch der ev. Patroklus-Kirche in Kirchhörde ein, die viele Jahrhunderte einzige Kirche des Kirchspiels war. Weiterhin stellte Herr Tibbe mit Hilfe des Programms Gen_Plus aus Mandant: C:\GEN¬PLUSWIN\HOMBRUCH IV\ eine Stammfolgenliste für Hemsath und Abzweigen auf. Beiden Personen sei gedankt! Mit allen Unterlagen konnten die Pächter des Hofes Deilmann von Elias Hemsath gt. Deilmann 1774 bis Heinrich Wilhelm Deilmann 1839 lückenlos festgestellt werden.

Genealogische Daten zu Hemsath/Deilmann
Rudolf Hemesot, auch Hemesath, Hemsath, Heimsoth: ο um 1700 in Löttringhausen, ∞ 1733 in Hörde mit Anna Margaretha Dieckerhoff, get. 28.4.1702 in Hörde, Sohn Elias Hemsath. Elias Hemsath: ο 5.3.1737 (?), getauft 26.4.1793 in Hörde, † 26.3.1793 in Kruckel an Engbrüstigkeit. ∞ 12.11.1764 in Hörde mit Anna Maria Gerdruth Sasse, get. 26.4.1743 in Hörde, † 7.12.1809 in Kruckel, seit mind. 1764 wohnhaft auf dem Blick als Einlieger beim Kötter Eckard auf dem Grund des Neuhofs. Elias Hemsaths Verwandte waren Hörder. Er war von 1764 bis 1769 Soldat (Sergeant) in Hamm und hatte 13 Kinder: Auf dem Blick wurden als Hemsaths geboren: Dietrich Heinrich ο 6.6.1766 Friedrich Adolph ο 8.1.1768 oder 8.1.1769 Anna Maria ο 12.6.1770, † März 1772 (gebar am 12.9.1798 Anna Catharina Elisabeth, Vater unbekannt) Gerhardt Heinrich Wilhelm ο 31.5.1772, † 1772 oder 1773 Nach 1774 wohnte die Familie Elias Hemsath auf dem von der Rentei Hörde in Erbpacht übernommenen Deilmann-Hof und nannte sich nach diesem nun wie üblich Deilmann.

Auf dem Deilmann-Hof in Kruckel wurden als Deilmanns geboren: Johann Hendrich ο 15.1.1775, ∞ 21.8.1800 Anna Katharina Dorothea Steven gen. Köper aus Wellinghofen ο ca. 1773, † 14.2.1860. Nach der Übernahme des Hofes Köper nannte Johann Hendrich sich Hemsath gt. Köper.


Abb. 11: Stammtafel der Hemsaths aus Sicht von Johann Hendrich Hemsath, der in der Köper-Hof in Wellinghofen einheiratete (Köper)


Abb. 12: Ein leider unvollkommener Stammbaum, in den Abstammungen korrekt (Tilo Cramm)

6 Der Deilmann-Kotten heute

Den Kotten Deilmann Am Ballroth gibt es noch heute, war aber vor etwa 50 Jahren stark verfallen. Wegen einiger Umbauten - vor allem im Haus - wurde der Denkmalschutz entzogen. Trotzdem stellt der Bau aus Bruchsteinen ein typisches Beispiel der Bauartänderung vom Fachwerk zum Bruchstein Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Der Kotten wurde landwirtschaftlich genutzt, worauf eine Toreinfahrt, ein angebauter Pferdestall und Ackergeräte hinweisen. Zur Beförderung diente eine Kutsche. Das gesamte Gelände um das Haus herum mit Wiesen, Wald und Wegen ist Privatbesitz des früheren Kruckeler Bauern Deilmann aus der Markenteilung von 1830, bzw. seiner Erben. Die Privatsphäre sollte beachtet werden.


Abb. 12: Der Deilmann-Kotten von Osten 2017 (Gerhard Brune)

Abb. 13: Bauherren und Baujahr eingebrachte über der Haustür. 2018 (Tilo Cramm)

Abb.14: Der Deilmann-Kotten von Westen mit Pferdestall rechts und einigen jüngeren Anbauten, 2018. (Tilo Cramm)

Abb. 15: Der Kotten Deilmann von Südosten 2018 (Tilo Cramm)

7 Würdigung der Bergbauspezialfirma Deilmann

Deilmann, die in Deutschland und darüber hinaus größte Bergbauspezialfirma, war nicht nur im Ruhrgebiet auf vielen Zechen mit dem Teufen von Schächten und Auffahren von Strecken beauftragt, sondern nahm entsprechende Aufträge weltweit an. Wegen des neuen Betätigungsfeldes der Erdöl- und Erdgasbohrungen in Norddeutschland wurde der Hauptsitz der Firma nach Bad Bentheim verlegt. Nach dem Rückgang der deutschen Montanaktivitäten verkauften die Deilmanns ihre Bergbauanteile und wendete sich anderen Geschäftsfeldern zu (www.cdeilmann.de). Der Aton Beteiligungsgesellschaft München gehört heute die in Dortmund-Kurl noch ansässige und im Ausland gut beschäftigte Schachtbaufirma Deilmann/Haniel GmbH. Deilmann hat von 1888 bis heute weltweit mehr als 550 Schächte mit der Gesamtteufe von 230 km abgeteuft. Das allein zeigt die historische Bedeutung der Firma Deilmann für Dortmund und auch für die Herkunft der Familie aus Kruckel-Großholthausen.

Dortmund im Frühjahr 2018, Tilo Cramm

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